FAQ
Wir haben einige wichtige Fragen und Antworten rund um das Forschungsprojekt für Sie zusammengestellt.
Fragen und Antworten zum Forschungsprojekt
Was ist Rassismus?
Eine feste oder einheitliche Definition für Rassismus gibt es nicht. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass Rassismus und das Verständnis von Rassismus, ähnlich wie die Gesellschaft als Ganzes, sozialen Wandlungsprozessen ausgesetzt ist und sich mit diesen verändert. Allgemein gesprochen basiert Rassismus darauf, dass Personen aufgrund ihrer tatsächlichen oder zugeschriebenen Zugehörigkeit zu einer Gruppe beurteilt und abgewertet werden. Die Zuschreibung zu einer Gruppe verläuft hierbei entlang verschiedener Merkmale, die entweder explizit phänotypisch begründet werden, d.h. im Hinblick auf das Erscheinungsbild, oder biologisch (z.B. über Zuschreibungen wie etwa „Rasse“, „Ethnie“ „Hautfarbe“, „Abstammung“ oder „Herkunft“). Ebenso sind aber auch indirekte Zuschreibungen möglich, z.B. über kulturelle Aspekte, wie Religion, Kleidung, Essgewohnheiten, Sprache usw.
Rassismus kann unterschiedliche Formen annehmen, von verbalen Äußerungen, Beleidigungen und rassistischen Stereotypen, bis hin zu sozialer Ausgrenzung, ungleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt oder im Bildungssystem und körperlichen Angriffen. Er zeigt sich auch in der ungleichwertigen Behandlung durch staatliche Institutionen wie der Polizei und umfasst also nicht nur individuelle Einstellungen und Praktiken, sondern ebenso strukturelle und institutionelle Ungleichwertigkeiten.
Was ist Rassismus im Polizeikontakt?
Rassistische Diskriminierung im Polizeikontakt kann in verschiedenen Ausprägungen stattfinden. Hierzu zählt die direkte verbale oder tätliche Diskriminierung durch Polizeibeamt:innen z.B. bei Straßen- oder Verkehrskontrollen, öffentlichen Großveranstaltungen, Befragung von Tatverdächtigen oder Zeug:innen, der Festnahme von Tatverdächtigen, aber auch in der alltäglichen Kommunikation und Interaktion. Darüber hinaus kann auch das Nichteinschreiten bei einem bedrohlichen Kriminalitäts-, Viktimisierungs- oder Diskriminierungsvorfall, wo Betroffene Hilfe benötigen, eine Diskriminierung im Polizeikontakt darstellen. Auch eine mögliche zusätzliche, sekundäre Diskriminierung von Menschen, die sich aufgrund einer Diskriminierungserfahrung an die Polizei gewandt haben, aber z.B. nicht ernst genommen oder unprofessionell behandelt werden, kann als diskriminierend und rassistisch wahrgenommen werden.
Die Art und Weise, wie Menschen von rassistischer Diskriminierung im Polizeikontakt betroffen sind, hängt auch von ihrer spezifischen sozialen Positionierung ab. Männer machen tendenziell andere Erfahrungen als Frauen; cis-Personen erleben Diskriminierung anders als trans-Personen. Es ist wichtig, diese Unterschiede zu berücksichtigen, um die vielfältigen Formen und Auswirkungen von Rassismus im Polizeikontakt zu verstehen.
Welche (weiteren) Diskriminierungsformen berücksichtigen wir?
Wir gehen davon aus, dass Personen nicht nur aufgrund einer einzigen Dimension ihrer Identität diskriminiert oder benachteiligt werden können, sondern dass verschiedene soziale Kategorien wie Geschlecht, soziale Klasse, Ethnizität, sexuelle Orientierung, Religion, Behinderung usw. hierbei ebenfalls eine Rolle spielen können. Dem liegt zugrunde, dass verschiedene gruppenbezogene Abwertungs- und Diskriminierungsformen miteinander verbunden sind und sich gegenseitig verstärken oder abschwächen können im Sinne einer Intersektionalität.
Für eine solche umfassende Betrachtung von Rassismus werden im Rahmen der quantitativen Datenerhebung verschiedene diskriminierungsspezifische Merkmale erhoben – wie z.B. Geschlecht, Alter, sexuelle Orientierung usw. Dies ermöglicht es uns, differenzierte Aussagen über die Erfahrungen verschiedener sozialer Gruppen zu treffen und eine umfassendere Analyse der Diskriminierungsmechanismen zu bieten.
Was ist eine „Betroffenenperspektive“ und warum ist sie wichtig?
Bei RaDiPol stehen die Betroffenenperspektiven derjenigen im Vordergrund, die Rassismus im Kontakt mit der Polizei wahrnehmen und erleben. Diese wurden in der bisherigen Forschung zu Polizei und Rassismus nicht ausreichend berücksichtigt. Rassismus im Polizeikontext kann ohne hinreichende Berücksichtigung von Betroffenenperspektiven jedoch nicht angemessen und umfassend verstanden werden. So kann nur durch eine Befragung der Betroffenen diskriminierendes Verhalten erfasst werden, das den handelnden Akteur:innen und Anwesenden ohne diese zusätzliche Perspektive nicht bewusst ist. Auch Relevanz und Auswirkungen rassistischer Diskriminierung werden erst durch die Berücksichtigung von Betroffenenperspektiven deutlich.
Wie gehen wir methodisch vor?
In einem Mixed-Method Design werden quantitative und qualitative Forschungsmethoden kombiniert.
Quantitative Datenerhebung: Repräsentative Befragung der 16-49-jährigen Bevölkerung in fünf deutschen Großstädten. Hierbei sollen anhand eines standardisierten Fragebogens u.a. Erfahrungen mit rassistischen, gruppenbezogenen und diskriminierenden Vorurteilen und Handlungen durch die Polizei erfasst werden.
Qualitative Datenerhebung: Zusätzlich zur quantitativen Erhebung soll die Betroffenenperspektive über qualitative Interviews mit Beratungsstellen, Community- und Unterstützungs-Organisationen vertieft werden. Zudem soll mit Hilfe von Fokusgruppeninterviews mit Polizist:innen die Thematisierung und Bearbeitung von Rassismus innerhalb der Polizei näher untersucht werden.